- Vintl Alm: Aufschluss 14 Wir haben jetzt wenige Meter oberhalb der Vintl Alm den Steig der zur Thaurer Alm führt erreicht.
Im NNW ist das Ende der Höttinger Breccie zu sehen, im E die Antiklinale der Bettelwurf Südflanke. Wir stehen hier an der Basis der NKA bzw. der Inntaldecke. Diese Basis bildet der Alpine Buntsandstein, der hier aufgeschlossen ist. Es handelt sich dabei um fluviatile Rinnen die mit Feldspat, Quarz, Glimmer und Gesteinsbruchstücken gefüllt worden sind. Die klastischen Sedimente wurden mit Kalzit zementiert. Der Bundsandstein besteht aus einer Abfolge aus rotem Tonschiefer/Silt und grauem Sandstein mit einer feinen Schrägschichtung und karbonatischer Bindung. Die Schrägschichtung stammt von den Rinnenfüllungen.
Im E der Vintl Alm liegt der Thaurer Rosskopf, dessen südlicher Teil aus Wettersteindolomit während der nördliche Teil aus Hauptdolomit besteht. Bemerkenswert ist, dass nördlich des Roßkopfes, durch die sogenannte Vintlalm-Thaurealm-Thörl Störung getrennt, eine mächtige Triasserie folgt. Die Gesteine südlich der Störung sind Teil der sogenannten Thaurer-Schuppe, die ein Teil der Karwendl-Schuppe ist und zur Lechtaldecke gehört, auf die die Inntaldecke mit den Nördlichen Kalkalpen überschoben wurde. Nach einer anderen Theorie könnte die Inntaldecke durch Einengungstektonik aus der Lechtaldecke herausgepreßt worden sein.
- Hauptdolomit und Raiblerschichten: Aufschluss 15 und 16
Der Hauptdolomit bildet den Grossteil der Lechtaldecke und ist in einem riesigen Lagunenbereich nördlich des Riffgürtels des Dachsteinkalkes entstanden (Mächtigkeit 2-3 Km). Gegen NW nimmt die Mächtigkeit des Hauptdolomits ab. Dieser Hauptdolomit ist grau bis dunkelgrau, da schlecht durchlüftet und meist gut geschichtet. Im liegenden des Hauptdolomits erreichen wir am Weg ins Tal Raibler Schichten. Sie bestehen aus einer sich drei mal wiederholenden Abfolge von Klastika, Karbonaten und Rauhwacken. Die klastische Abfolge besteht aus Tonschiefer und Siltstein mit Pflanzenresten.
- Partnach Schichten : Aufschlüsse 17
Die sehr schön aufgeschlossenen Partnachschichten, die ca. 200 m Bach aufwärts zu finden sind, kann man (will man nicht klettern) auch vom Parkplatz in der Kaponsiedlung erreichen. Da unser Wandertag schon lang und anstrengend genug war, wollen wir auf diesen Aufschluss verzichten.
Ich werde die hier aufgeschlossenen Partnachschichten in einer geologischen Wanderung "Thaurer Partnachschichten" unter dem Titel "Innsbruck und Umgebung" beschreiben.
- Partnach-Aufschlüsse 17_1 im Rückhaltebecken
-
Ein paar Grundinformationen über die Partnach Schichten:
Im oberen Anis zerbrechen durch Dehnungstektonik (Subduktion des Meliata-Ozeans) die vorhandenen flachen Schelfbereiche die sich im unteren bis mittleren Anis gebildet hatten und es bilden sich Intraplattform-Becken mit einer Tiefe von 200 bis 300 m. Dies führt während des Ladin zu einer Becken- und Flachwasser- Sedimentation von Partnachkalken (in den Becken) und von Wettersteinkalken (im Schelf).
Die Partnachschichten sind typische Beckensedimente. Sie bestehen aus schwarzem Tonschiefer und mergeligem, massigem Kalk mit Hornsteinknauern. Die Schieferungsflächen des Tonschiefers entstanden tektonisch, zum Beispiel durch Einengungstektonik. Der Tonschiefer ist von weißen Kalzitklüften durchzogen, die schichtparallel oder im spitzen Winkel dazu liegen.
Schauen wir uns diese Schichten genauer an:
- Dunkelgraue mergelige Schiefertone:
Der Aufschluss befindet sich ca. 50m NW der Geschiebesperre des Thaurer Langenbaches auf der Südseite des nahezu ausgetrockneten Bachbettes (siehe Bild). Es handelt sich hier um dunkelgraue mergelige Schiefertone, die als inkompetente zwischen den kompetenten Partnachkalken bei der Großraumfaltung stark im cm- bis dm-Bereich verfaltet worden sind. Zahlreiche Kalzitadern durchziehen den gesamten Gesteinskörper. Sowohl die Kalkbänke als auch die mergelig-tonigen Schichten fallen mit ca.85 Grad nach S ein.
- Blattverschiebung:
Der Aufschluss befindet sich direkt im Bachbett wenige Meter im NW von 17_01: man kann hier sehr gut eine sinistrale Blattverschiebung beobachten. Der Gesamtversatz beträgt ca. 80 cm, auch hier fallen die Karbonatbänke mit 85 Grad fast senkrecht nach S ein. Der Boden des Bachbettes ist allerdings zum Teil mit Geröll bedeckt, so dass man die Schichtköpfe, auf denen man steht, nicht sehen kann.
- Abschließende Betrachtungen
- Ausschnitte aus der "Alpenvereibskarte Digital, Karwendelgebirge Mitte"
- Tektonisch kontrollierter Sedimentationsablauf im Ladin und Unterkarn der westlichen Nördlichen Kalkalpen; Brandner,R. Bechstädt,T.
- The Alpine sector of the Tethyan shelf - Examples of Triassic to Jurassic sedimentation and deformation from the Northern Calcareous Alps; Mandl,G.
- Late Jurassic to Eocene Palaeogeography and Geodynamic Evolution of the Eastern Alps; Faupl,P.& Wagreich,M.
- Beiträge zur Stratigraphie und Mikropaleontologie der Mittltrias der Innsbrucker Nordkette, Petra Nittel
- Geologie der Alpen Teil 1: Allgemeines und Ostalpin - Vorlesungsskript von Nikolaus Froitzheim
- Geologie der Alpen, Möbus G., Verlag Sven Loga
Um eine bessere Vorstellung der geologischen, durch Tektonik stark veränderten Abfolge der Gesteinsschichten zu erhalten, wie wir sie insbesonders am 2.Tag unserer Wanderung kennengelernt haben, kann man sich eine Reihe von N-S Profilen anschauen, die in folgenden pdf-Dokumenten veröffentlicht worden sind: (anklicken!)
Zur Geschichte und Geologie des Bergbaues am Südabhang der Innsbrucker Nordkette (Seiten 18 bis 23)
Die Abh. der hydrogeologischen von den geologisch-tektonischen Verhältnissen des Karwendelgebirges
Beiträge zur Kenntnis der Partnachsch. des Tor- und Rontales und zur Abgrenzung der Lechtaldecke im Nordkarwendel
Conodonten der Seefeld-Formation;
Zur tektonischen und stratigraphischen Position des Martinsbühels bei Innsbruck
Blatt 118 Innsbruck - Heissl
Blatt 117 Zirl
Karwendel - geologischer Bau und Versuch einer tektonischen Rückformung
Die Veröffentlichungen stammen aus den 70er Jahren, in denen eine mit Kartierungen intensive geologische Erforschung der Nördlichen Kalkalpen stattgefunden hat.
Da Tag 2 der Wanderung vom Umfang her doch sehr anspruchsvoll ist, empfiehlt es sich, die Partnach Schichten bei Thaur in einer eigenen Wanderung zu erkunden.
Sie sind leicht von Thaur zu erreichen.
Quellenverzeichnis