Sonnenaufgang

Geologie bei der Hinterhornalm /Hall in Tirol

Wir besuchen diesesmal Aufschlüsse der Thaurer Schuppe am Südrand  der westlichen Nördlichen Kalkalpen.
Die Thaurer Schuppe wird in der klassischen Sichtweise der Lechtaldecke zugeordnet.
Warum ist dieser Aufschluss so interessant ? Das Besondere daran ist, dass hier einer der wenigen Orte zu finden ist, an denen im Inntal noch Juragesteine anstehen.

Karte Hinterhornalm
Bild 1: Ausschnitt aus der  Alpenvereinskarte Digital "Karwendelgebirge West" : Die Aufschlüsse befinden sich im obersten Teil des Seilengufel-Grabens. Dieser kann von der Hinterhornalm leicht erreicht werden.

Der Standpunkt Hinterhornalm befindet sich aus geologischer Sicht am Südrand der Nördlichen Kalkalpen (NKA), die zum Oberostalpin (OOA) gehören. Die Entstehung dieser Deckengebirgskette hat mit Sedimentationsprozessen in der westlichen Tethys im Perm begonnen.

Zur Erinnerunmg: Um das Profil bei der Hinterhornalm besser einordnen zu können schauen wir kurz zum Beitrag über die Ehnbachklamm bei Zirl - Seite 1, wo die Sedimentationsabfolgen auch graphisch dargestellt und erörtert werden.

Die Geologie unter der Nordflanke des Bettelwurf-Massivs ist deshalb so interessant, weil hier am südlichen Rand der Inntaldecke die der Lechtaldecke zugeordnete Thaurer Schuppe freiliegt. Die Deckengrenze zwischen Lechtal- und Inntaldecke ist hier aufgeschlossen. Wie ist es möglich, dass man hier ältere Gesteine über Jüngeren vorfindet?
Dazu eine kleine Skizze:

Überschiebung

Bild 2 :Skizze die zeigt, wie ältere Gesteinsschichten auf Jüngere liegen können

Ausgangspunkt unserer geologischen Erkundung  ist die Hinterhornalm, die durch eine Mautstraße erschlossen ist. Die Lage der Aufschlüsse ist aus dem in Bild 1 dargestellten Ausschnitt der "Alpenvereinskarte Digital-Karwendlgebirge-Mitte" ersichtlich.

Die geologische Situation ist sehr komplex:  die jüngeren rötlichen Juragesteine werden von den älteren Triasgesteinen überlagert. Die Deckengrenze zwischen der Lechtal-und der Inntaldecke befindet sich zwischen den Juragesteinen und dem ersten Wetterstersteinkalk-Horizont (siehe Profil in Bild 3 und Bild 4).
In diesem Randbereich der Inntaldecke ist es natürlich während der Überschiebung der Decke zu zahlreichen Verschuppungen gekommen, so dass es auch kleinräumliche Verfaltungen gegeben hat. Eine Interpretation der Geologie in diesem südlichen Randbereich der Nördlichen Kalk Alpen (NKA) findet man in folgendem PDF- Bericht:

Zur Geschichte und Geologie des Bergbaues am Südabhang der Innsbrucker Nordkette von R. Gstrein und G. Heißel

Das für uns interessante Profil wird im Schnitt E - E der Abbildung 9 auf Seite 17 des o.a. Beitrages gezeigt.

Profil Hinterhornalm

Bild 3 : Aufschlüsse dargestellt in einem Ausschnitt der "Alpenvereinskarte Digital-Karwendlgebirge-Mitte"

 

Der Hauptdolomit und die aufliegenden Radiolarite (Mächtigkeit einige 100 m) der Lechtaldecke befinden sich an der Basis. Darüber liegt eine dünne (ca. 6m) Schuppe Wettersteinkalk. Die Deckengrenze liegt zwischen dem Radiolarit des Jura und dem Wettersteinkalk. Über dem Wettersteinkalk folgt eine Lage Haselgebirge (Bild 6). Darauf folgen die Raiblerschichten (Bild 7), je 3mal Karbonat und 2mal Tonschiefer Horizonte. Dann geht es im Hangenden mit dem Wettersteinkalk (Bild 3 - Profil) weiter, der das Bettelwurfmassiv aufbaut.
Der Radiolarit ist ein scharfkantig brechendes Gestein mit muscheligem Bruch und besteht vorwiegend aud Kieselsäure. Es stammt aus dem Jura. Die meisten Radiolarite sind durch ein Eisenoxyd-Pigment rot bis bräunlich gefärbt. Das Gestein ist hier durch Verwitterung teilweise schwarz angewittert.

Zum Abschluss für den  Hobbygeologen noch ein paar Links zu interessanten Arbeiten zur Geologie am Südrand der Nördlichen Kalkalpen:
- Die Abhängigkeit der hydrogeologischen von den geologisch-tektonischen Verhältnissen des Karwendelgebirges, aufgezeigt am - Beispiel derMühlauer Quellen (Tirol, Österreich) -  Heißel G.,
- Zur Geschichte und Geologie des Bergbaues am Südabhang der Innsbrucker Nordkette, Gstrein R. und Heißel G.
- Interpretation des Deckenbaus in den westlichen Nördlichen Kalkalpen: Widerspruch zwischen tektonischen und     sedimentologischen Daten, Püffer T., Bechstädt T.
- Karwendl - geologischer Bau und Versuch einer tektonischen Rückführung, Heißl G., 1978