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Ziel dieser Seite ist die Begleitung zu einer geologischen Wanderung im Südwesten der Nördlichen Kalkalpen (NKA) nördlich von Zirl/Tirol. Wer den Schwerpunkt weniger auf die Geologie als auf das Naturerlebnis legen will, sollte sich folgende Seiten anschauen:
Wanderung in die Ehnbachklamm bei Zirl
Rundwanderweg Zirler Kalvarienberg - Ehnbachklamm
Als Vorbereitung und Einführung für diese Wanderung wird hier ein Überblick über die regionale Geologie im N von Zirl/Tirol gegeben.
Ziel dieser Seite ist die Begleitung zu einer geologischen Wanderung im Südwesten der Nördlichen Kalkalpen (NKA) nördlich von Zirl/Tirol.
Wer den Schwerpunkt weniger auf die Geologie als auf das Naturerlebnis legen will, sollte sich folgende Seiten anschauen:
Wanderung in die Ehnbachklamm bei Zirl und Rundwanderweg Zirler Kalvarienberg - Ehnbachklamm.
Als Vorbereitung und Einführung für diese Wanderung wird hier ein Überblick über die regionale Geologie im N von Zirl/Tirol gegeben.
Der Standpunkt Kalvarienberg befindet sich aus geologischer Sicht am Südrand der Nördlichen Kalkalpen (NKA), die zum Oberostalpin (OOA) gehören. Die Entstehung dieser Deckengebirgskette hat mit Sedimentationsprozessen in der westlichen Tethys im Perm begonnen.
Das OOA besteht aus den NKA und der Grauwackenzone (GWZ). Die NKA und die GWZ sind transgressiv miteinander verbunden und in diesem Verband von S nach N gewandert. Erst später sind dann die NKA nach Norden abgeschert. Auf eine ausführliche Darstellungsgeschichte wird hier verzichtet und auf entsprechende Literatur verwiesen. Nachfolgend wird ein Profil der NKA im N von Zirl mit seiner zeitlichen Einordnung in der Trias wiedergegeben:
Skyth: Alpiner Bundsandstein Arides, kontinentales Klima mit fluiatilen, terrigenen Sedimenten
M/O Skyth: Werfener Schichten Als Folge einer Transgression kommt es in einem flachen Schelfmeer zur Wechsel- lagerung von Quarziten, Sandsteinen, Schiefern und Kalken.
Anis : Reichenhaller Schichten Wegen de fotschreienden Transgression des Meeres herrscht die Karbonatsedimentation in einem flachen Schelfmeer vor. (Reichenhaller Schichten, Virgloria Fm.)
O/Anis : Steinalmkalk, Partnach-Fm, Reifling-Fm Durch Dehnungstektonik zerbrechen die flachen Schelfe, es bilden sich Infraplatten Becken mit einer Tiefe von etwa 200 m. Es kommt zu einer Faziesdifferenzierung mit Becken und Flachwasser-Sedimentation (Becken-Fazies).
Ladin : Wettersteinkalk Fm Fortsetzung der Sedimentation wie im O/Anis mit Riff-und Lagunensedimentation. Die Formation ist 600 bis 1200 m mächtig, riffogene Entstehung auf Algenansiedlungen, vorwiegend von Diploporen. Innerhalb der Riffazies sind die Riffschuttzone des Vorriffs, die massigen Kalke des Riffkernes und die gebankten Kalke des rückseitigen Riffs zu unterscheiden. (Möbius G., 1997)
Karn :
Tektonik und eine erneute Regression des Meeres führt zu einer erneuten terrigenen Sedimentation. Sie besteht überwiegend aus Glaukonit-führenden Sandsteinen und Tonschiefern mit Pflanzenresten sowie Karbonatgesteinshorizonten. Eine weitgehend aus knolligen Verwachsungen verschiedener Blaualgenarten (Onkoide) bestehende Schicht wird Sphaerocodien-Onkolith genannt (Möbus G., 1997)
Nor :
In einem flachen Meer (Lagunenbereich), in seichten landnahen Bereichen unter leicht hypersalinaren Bedingungen kommt es zur Ablagerung von bis zu 2000m mächtigem, bräunlich-grauem Hauptdolomit. Vorwiegend im höheren Niveau sind im Hauptdolomit bis zu einige Zehenermeter mächtige, bituminöse Tonschiefer bzw. Bitumen-Mergel eingelagert. Zu diesen Vorkommen gehören die Seefelder-Schiefer , aus denen schwefelreiche Schwefelöle gewinnbar sind (Möbus G., 1997). Die Entstehung der Seefelder Schiefer ist auf Intraplattenbecken mit euxinischen (sauerstoffarmen) Bedingungen zurückzuführen.
Rhät: Die Bruchtektonik verstärkt sich, es kommt erneut zu Beckenbildungen, es überwiegen die Sedimente der Beckenfazies. Es entstehen die bis zu 350 m mächtigen Kössener Schichten. Sie setzen sich aus fossilreichen, dunklen Mergeln und Tonschiefern zusammen, untergeordnet sind Kalke vorhanden (Möbus G., 1997). Da hier kein Jura vorkommt, wird die Entwicklung nicht weiter besprochen.
In den Bildern sind eine Geologische Karte der Umgebung von Zirl mit dem zugehörigen Profil A wiedergegeben (Poleschinski & Brandner, 1986). Der Standort Kalvarienberg ist durch einen roten Kreis hervorgehoben. Der Kalvarienberg besteht aus Wettersteindolomit.
Im N folgt unmittelbar die erste von drei Raibler-Schiefertonschichten mit einer Breite von 14 m. Es folgt dann RaiblerDolomit und Kalk. Sehr schön lässt sich die Schiefertonschicht mit ihrer Fortsetzung in Richtung E, das Brunntal überquerend, verfolgen. Auffallend sind sowohl E-W als auch NW-SE gerichtete Scherungslinien. Die aufgeschlossenen Formationen, die einem Großfaltensystem angehören, fallen im beobachteten Bereich mit ca. 85° nach Süden ein.
Raibler-Schichten am Kalvarienberg
Bevor man in die schmale Ehnbachklamm einsteigt, zweigt der Steig ab, der uns zum Kirchlein auf dem Kalvarienberg führt. Vom Kirchlein steigt man nach NW wenige Meter auf die Kehre der Straße ab, die nach Hochzirl führt. Diese Kehre liegt genau auf den Raibler Tonschiefer-Schichten, die in der Fortsetzung der Schwarzen Riepe von der Westseite der Ehnbachklamm hinter dem Kirchlein heraufziehen.
Der Kalvarienberg (roter Kreis) besteht aus Wettersteindolomit und ist somit in seiner ursprünglichen Lage das liegende- während der etwa 14 m mächtige Raibler-Tonschiefer das hangende Gestein darstellt. Allgemeines über die örtliche Trias ist auf Seite 2 nachzulesen. Auf den Raibler Tonschiefer folgen dann Raibler-Dolomit und Kalk. Auffallend sind sowohl nach E-W als auch nach NW-SE gerichtete Störungslinien. Die aufgeschlossenen Formationen, die einem Großfaltensystem angehören, fallen im beobachteten Bereich mit ca. 85° nach S ein. An der Grenze Wetterstein-Dolomit ( = Kalvarienberg) zum Raibler Schieferton sieht man an der Kontaktzone
Pyritanreicherungen, die bei der Verwitterung von Fe-Hydroxiden entstanden sind. Die oberste Lage des Wettersteindolomits ist ein pyritisierter Onkolith (Brandner & Poleschinsky, 1986). Steigt man 2m in das Kar hinab, so sieht man, wie die Schiefertone unregelmäßig mit maximal dm-dicken Feinsandsteinbänken oder Sandsteinlinsen abwechseln. Darin eingeschaltet sind dunkelgraue Mudstonebänke mit Onkoiden (Brandner R. & Poleschinsky W., 1986). Im nördlichen Bereich des Raibler-Tonschiefers, 4 m unterhalb des Niveaus der Straßenkehre befindet sich ein etwa 1m x 3m großer Onkolith. Der Tonschiefer verwittert stark.
Geht man ca. 50 m entlang der Straße Richtung Hochzirl, so erreicht man nordseitig den nächsten Raibler-Tonschiefer-Horizont. Er liegt eingekeilt zwischen Raibler-Karbonaten und und zeigt sehr schön das Abwechseln von Tonschiefern mit schmalen Sandsteinlinsen und Madstonebänken. Siehe Bilder 1 bis 3
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