Da Würz Joch ist der Ausgangspunkt einer Wanderung, die uns entlang der Nordseite des Peitlerkofels, wo sich die interessantesten geologischen Aufschlüsse befinden, führt. Wegen der besonderen Schönheit der Landschaft ist es empfehlenswert, den Peitlerkofel wie in nebenstehender Karte eingezeichnet, zu umrunden. Das Würz Joch erreicht man entweder über das Pustertal-Gadertal-St.Martin oder vom Eisacktal-Villnöss.
Bevor wir unsere Wanderung rund um den Peitlerkofel beginnen, wollen wir uns auf die geologischen Ausblicke, die sich uns bieten werden, ein wenig vorbereiten : In groben Zügen hat sich die Entstehung der Landschaft der Dolomiten so abgespielt: zur besseren zeitlichen Orientierung können wir an dieser Stelle die Geologische Zeitskala einblenden.
Wir müssen da sehr weit in die Vergangenheit der Erdgeschichte zurück greifen: steigen wir bei der vorletzten großen Gebirgsbildung ein: Die Variszische Orogenese findet überwiegend im Karbon (360 bis 286 Ma) auf Grund der Kollision mehrerer Kontinentalplatten statt. Es entsteht der Superkontinent Pangea. Schon mit dem beginnenden Fortschreiten der Orogenese setzt die Erosion ein. Im Unteren Perm (Erdzeitalter des Perm) sind große Teile des Variszischen Gebirges schon abgetragen, der Kontinent besteht überwiegend aus weiten, ariden Hochflächen mit flachen Hügeln und tiefer liegenden Ebenen am Übergang zum Tethis-Ozean. Die Abtragungsprodukte des Variszischen Gebirges ( metamorph überprägt) bilden jetzt in vielen Bereichen die Unterlage der Dolomiten als Brixner Quarzphillit. Im Unterperm von 270 bis 250 Ma kommt es durch Dehnungstektonik zu einer Periode von heftigem Vulkanismus im heute sogenannten Bozener Vulkandistrikt. Damit geht eine graduelle Absenkung der weiten Flussebenen Richtung Osten einher; die Küstenbereiche des Tethis-Ozeans dringen nach Westen vor. Auch hier setzt die Erosion des durch den Vulkanismus ausgeworfenen Quarzporphyrs ein. Diese Sedimente überlagern die vom Brixner Quarzphyllit gebildete Landschaft und es bildet sich eine weitläufige Flusslandschaft. Diese Sedimente liegen heute in Form des Grödner Sandsteins vor und sind besonders gut in der Bletterbach-Schlucht und auch am Würz Joch zu beobachten. Der Grödner Sandstein ist daher ein Erosionsprodukt eines Millionen Jahre lang andauernden wüstenhaften Klimas. Sichtbar ist der Grödner Sandstein in den Abbrüchen der Kompatschwiesen am Fuß des Peitlerkofels.
Durch das langsame Absinken der vom Grödner Sandstein bedeckten Flussebene dringt das Tethysmeer immer weiter nach Westen vor und es beginnt, abwechselnd mit terrigenen Phasen, eine marine Sedimentation. Die Bellerophon Formation bezeugt diese geologische Phase der Erdgeschichte.
Die Mächtigkeit des Grödner Sandsteins beträgt ca. 225 m, die der überlagernden Bellerophon-Fm weitere 100 m. Letztere wird dann durch eine ca. 40 m mächtige, eingeschobene Zunge aus Grödner Sandstein unterbrochen um sich noch weitere 80 m fort zu setzen. Die Sequenzen im Grödner Sandstein werden durch Serien gebildet, die von grob zu fein wechseln. Die untersten Sequenzen sind reich an Konglomeraten, die einen hohen Anteil an Quarzporphyr-Geröllen und an roten mudstones (verfestigte Tone und Silte) aufweisen. Sie werden als Ablagerungen in einem meist fluviatilen distalen Deltabereich der Tethys eingestuft.
Die weiteren lithofaziellen Zonen werden hauptsächlich durch Sequenzen von verfestigten Sandbänken mit Rippelmarken, Kreuzschichtung und Trockenrissen charakterisiert. Es folgen Schichten mit einem bedeutend höheren Verhältnis von Peliten zu Sandstein und mit einigen Bachbett Füllungen. Im obersten Bereich der Bellerophon-Schichten treten dann vereinzelte Horizonte von in Lagunen entstandenem Dolomit auf. Der Grödner Sandstein wird von der Bellerophon-Formation überlagert. Der untere Bereich besteht hauptsächlich aus Dolomit-Mergel, Mergel und Gips, wobei 2-5 m starke Sabka-Sequenzen festgestellt werden. Aus den oberen Schichten der Formation ist ein Ansteigen des Meeresspiegels abzuleiten, da es hier zu Ablagerungen von dunkelgrauen Kalken und Mergeln gekommen ist, die auch eine ganz andere fossile Mollusken-Fauna gespeichert haben.
Zusammenfassend kann also festgestellt werden, dass die durch Erosion abgetragenen Vulkangesteine aus dem Bozener Vulkandistrikt durch Flüsse in den Schelfbereich der Tethys transportiert worden sind und dort riesige Schwemmfächer gebildet haben. Mehrfache Transgressionen und Regressionen (Meeres-Spiegel Schwankungen) haben zu unterschiedlichen Ablagerungssequenzen geführt. Durch eine sukzessive andauernde tektonische Absenkung des Schelfbereiches der Tethys haben sich dann die Sedimentations - Verhältnisse hin zu Ablagerungen von Kalken und Kalkmergeln mit der Bildung von Riffen und Lagunen verändert. Davon zeugen die Bellerophon-Schichten.
Im obigen Bild sind die in der Moibach-Schlucht sichtbaren Schichten grob angedeutet. Auffällig sind die im Bereich der Bellerophon-Schichten hellgrauen Bänder (Gipse).
Am weiteren Steig, der über die Kompatschwiesen zur Peitlerkofel Scharte führt, wurden die letzten geologischen Bilder aufgenommen; diese befinden sich in der folgenden Slideshow.
Wer die Wanderung vom Würz Joch über die Kompatsch-Wiesen zur Peitlerkofel Scharte und auf der Südseite des Peitlerkofels entlang zurük zum Ausgangspunkt macht, wird neben den geologischen Eindrücken auch noch die wunderschöne Alpine Flora mit nach Hause nehmen, die den Wanderer auf Schritt und Tritt begleitet . Ein paar botanische Höhepunkte bilden den Abschluss dieser geologischen Ausführungen.
Wer sich tiefere Einblicke über die Geologie dieses Gebietes verschaffen will, dem empfehle ich folgende Seite aufzurufen:
Geologie der Peitlerkofelgruppe. (Südtiroler Dolomiten.) Von Georg Mutschlechner, Innsbruck.
Empfehlenswert ist auch der Artikel :“ DIE BLETTERBACH-SCHLUCHT BEI RADEIN (REDAGNO) - EINE WANDERUNG DURCH 50 MILLIONEN JAHRE ERDGESCHICHTE“, den du hier als Pdf-Dokument abrufen kannst.